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Volto Santo Installation

Das Volto Santo (Heiliges Antlitz) erscheint in einem Schleier aus Byssusgewebe, sogenannter Muschelseide, die aus Perlmuttfäden besteht. Auf dem im Gegenlicht durchsichtigen Stoff ist bei wechselndem Blickwinkel ein männliches Gesicht zu erkennen, das nach der Über- lieferung die wahren Züge Christi zeigt. Nach heutiger Kenntnis ist die Herstellungsstechnik des Volto Santo unbekannt. Das Antlitz entsteht offensichtlich durch prismatische Lichtbrechungen im Perlmutt des Gewe- bes. Der Stoff reflektiert Licht farbig-irisierend,wie es bei Insekten, Vögeln, oder eben Muscheln zu beobachten ist. Der Schleier scheint das vera ikon, das wahre Bild (Vero- nika) zu sein: die zentrale Reliquie, das Vor- und Urbild ungezählter Ikonen und Christusdarstellungen. Er wird in Italien, in der kleinen abruzzesischen Stadt Manop- pello seit Jahrhunderten von Kapuzinern aufbewahrt.

2006 entstanden drei Videos von Ulrich Moskopp über das Volto Santo. Mit dem Material war von Anfang an auch eine Installation geplant: in einem verdunkelten Raum hängt eine Scheibe, auf die einer der drei Filme als 12-Minuten-Loop projiziert wird. Die Scheibe ist von beiden Seiten zu betrachten, was den Gegebenheiten des Motivs entspricht. Das Gesicht löst sich in gleitenden Ãœbergän- gen immer wieder auf, um in veränderter Weise neu zu erscheinen, was ebenfalls die Bildwirklichkeit des Volto Santo aufgreift. Im Raum hört man Klänge, die durch Verlangsamung der Töne aus der Kirche in Manoppello entstanden. In einem anderen Bereich der Installation sind auf einem Monitorpaar der zweite und dritte Film als Loop zu sehen. Dadurch, dass die Bildschirme beieinander stehen, kann man die parallel laufenden Filme als einen betrachten, in dem zum Beispiel das Volto Santo als durchsichtiger Schleier und gleichzeitig als kontrast – und farbenreiches Gesicht erscheint. Aufgrund der unterschiedlichen Längen der beiden Monitorfilme ergeben sich immer neue Konstellationen. Ãœber Kopfhörer sind Originalklänge aus den Abruzzen zu hören.

Anlässlich des Paulus-Jahres 2008 war die Volto Santo Installation in der katholischen Kirche St. Paulus zu sehen, die eigens hierfür nur nach Einbruch der Dunkelheit geöffnet wurde.